Theaterstück zum ‚Aufstand des gemeinen Mannes‘. Bauernkrieg 1525.
Von Franz Xaver Ott
Als Adam grub und Eva spann,
Wo war denn da der Edelmann?
In den „Zwölf Artikeln“ formulieren die Bauern im März 1525 das, was sie als grundlegende Rechte gegenüber den Herrschenden einfordern. Es geht ihnen um Menschenrechte, um Mitbestimmung und mehr Gerechtigkeit. Sie wollen heraus aus der Leibeigenschaft und den Abhängigkeiten, die zu sozialem Elend führen. Auch Handwerker und die einfache Stadtbevölkerung schließen sich den Forderungen an und ziehen unter der Fahne des Bundschuh mit Waffen, Sprechgesängen und Liedern gegen Adel, Reichsstädte und Klerus durchs Land. Doch der Aufstand wird von den Herrschenden mithilfe eines Kriegsherren und seiner Landsknechte brutal niedergeschlagen.
Ein Stück über die große Schere zwischen den Privilegierten und dem ‚gemeinen Mann‘, über Recht und Unrecht, Macht und Ohnmacht und das Vermächtnis der zwölf Artikel, die als eine der ersten niedergeschriebenen Forderungen nach Menschen- und Freiheitsrechten in Europa gelten. Der Bauernaufstand aus dem Jahr 1525 ist Vorläufer für unsere heutige Gesellschaft, für Parlamentarismus und Demokratie, freie Meinungsäußerung und Menschenrechte – Forderungen, deren Umsetzung auch heute noch nicht selbstverständlich ist und für die es sich weiter zu kämpfen lohnt.
In Kooperation mit der Stadt Friedrichshafen und der Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur e. V.
Es spielen: Berthold Biesinger, Alessandra Bosch, Ulf Deutscher, Hannah Im Hof, Rino Hosennen, Bernhard Hurm, Martin Olbertz, Paulina Pawlik, Johannes Schleker, Luca Zahn
Regie: Dieter Nelle
Bühne: Gesine Mahr
Kostüme: Katharina Müller
Kostümassistenz: Gabriel Parzefall
Musik: Julia Klomfass
Regieassistenz: Beate Duvenhorst
Regie-Hospitanz: Leif Heinz
Fotos: Ines Janas
Premiere: 17. Mai 2025, Graf Zeppelin-Haus, Friedrichshafen
Im Podcast LindenhofLive spricht der Autor Franz Xaver Ott über sein Stück und warum die Geschichte über den Bauernkrieg 1525 auch heute noch erzählenswert ist.
Weitere Termine On Tour (Karten über den jeweiligen Veranstalter)
Sa 20.09. 19:30 Stadthalle, Sulz a.N.
Do 25.09. 19:45 Festhalle, Pfalzgrafenweiler
Mi 08.10. 20:00 Congress Centrum Stadtgarten, Schwäb. Gmünd
Sa 18.10. 20:00 Kulturhaus, Laupheim
So 02.11. 19:00 Stadthalle, Bad Saulgau
Pressestimmen
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Ott verbindet die kämpferischen Bauernhaufen der Historie mit dem Schwank von den tölpelhaften „Sieben Schwaben“ aus den Märchen der Gebrüder Grimm und bringt so ein humoristisches Element in die Tragödie.(...) Die geschichtliche Wirklichkeit mag verwirrender gewesen sein. Aber Franz Xaver Otts sorgsam recherchiertes Lehrstück klärt die Fronten sehr übersichtlich, sozusagen brechtisch, vielleicht um den Preis einer fast schematischen Vereinfachung. Er befleißigt sich einer Art stilisierten, heutigen Ohren noch gut verständlichen Luther-Deutschs, rhythmisiert und reimt und fasst die Thesen, Artikel und Argumente griffig zu Liedern Gedichten und Parolen zusammen. Einen besonderen Blick hat das Stück für die Frauen und ihre Rollen, ihre Bedeutung im Geschehen – von der Äbtissin oder Bäurin bis zur Marketenderin und dem Flintenweib. (...) Die Musik (Julia Klomfaß) untermalt ganz heutig mit coolem minimalistischen E-Gitarren-Sound (...). Online abrufbar: https://cul-tu-re.de/naturtheater-der-bauernkrieg-vom-lindenhof/(Martin Bernklau)
Cul-tu-re.de, 25. Juli 2025
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„Als „Sieben Schwaben“, die wie in der Sage einen Spieß in die Hand nehmen und gegen ein Ungeheuer anrennen, das das Land unterdrückt, lässt Autor Ott die Bauernführer zunächst auftreten. Er zeigt sie mit menschlichen Stärken und Schwächen, gewinnt ihnen auch eine komische Note ab. Das hilft, sie als Identifikationsfiguren zu etablieren. Man kann sich in ihrer Forschheit, ihrer Furcht vor der eigenen Courage wiedererkennen. Kann mit ihnen hoffen, bangen. Oder über ihre Naivität schmunzeln. Und ist so ein Stück weit gerüstet für einen Abend mit vielen Fakten; verbalen und kriegerischen Auseinandersetzungen; voller Pioniergeist und Übermut; dem legitimen Eintreten für Menschrechte, Mitbestimmung und Gerechtigkeit; mit maßloser Brutalität allerdings auch. Und einem Scheitern, das gleichwohl die Botschaft an uns heute sendet, dass Freiheitsbewegungen oft einen langen Atem brauchen, um ihre Wirkung zu entfalten. (…) Dieter Nelle hat das gut recherchierte und – auch in den theologischen Debatten der Reformatoren – zugespitzt-differenzierte Stück, das sich einer mittelalterlichen Sprache bedient, als bekömmliche Nahrung für Herz und Geist inszeniert. (Christoph Ströhle)
Reutlinger Generalanzeiger, 26. Juli 2025
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„Wenn nicht heut, wann dann“ von Franz Xaver Ott erzählt die Geschichte des Bauernkriegs in Süddeutschland. Um fünf Monate Aufstand in knapp zwei Stunden Theater zu fassen, bricht das Theater Lindenhof die Geschehnisse in tableauhafte Szenen auf. Sieben Schwaben stehen sieben Mitgliedern des Schwäbischen Bunds gegenüber. Ein Bild zeigt die theologischen Debatten der Reformatoren, eins die Verhandlung zum Weingartener Vertrag, eins den als „Weinsberger Bluttat“ bekannten Spießrutenlauf des Grafen von Helfenstein. Die „Pfeiferlies“ genannte Chronistin treibt die Geschichte voran, wenn es keine Bilder gibt. Nicht nur sie wirkt wie aus Brechts epischem Theater ausgeliehen. Über weite Strecken wird die Geschichte mehr erzählt als dargestellt. Dafür sind die Zuschauer danach so umfassend über den Bauernkrieg informiert, wie es in zwei Stunden möglich ist. Der begeisterte Beifall des Publikums gilt nicht nur der ambitionierten Aufführung, dem gut recherchierten Stück und der Spielfreude der Darsteller, sondern auch dem Projekt selbst. Die zwölf Memminger Artikel gelten als eine der ersten niedergeschriebenen Forderungen nach Menschen- und Freiheitsrechten in Europa. Trotzdem war der Bauernkrieg bis vor wenigen Jahren in westdeutschen Geschichtsbüchern wenig mehr ist als eine Fußnote – ein Beispiel dafür, dass Geschichte von Herrschenden geschrieben wird. Es ist dem Stück von Franz Xaver Ott zu wünschen, dass es nachdem Bodenseefestival häufig wiederaufgeführt wird, auf Bühnen, in Rathäusern und an Schulen.
Südkurier Friedrichshafen, 19.05.2025
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Franz Xaver Ott hat als Autor breite Schneisen in die Historie geschlagen. Regisseur Dieter Nelle gelingt die Aufgabe gut, die Struktur dahinter mit nur zehn Menschen zu beleben. Die Musik von Julia Klomfaß lässt dabei durch Gesang oder Sprache im Chor das Ensemble üppiger wirken als es zahlenmäßig ist. Die Figuren wie Knopf, Humpis, Schererin, Hofmännin, Lotzer, Schmid und Fritz sind nur grob gezeichnet. Denn wenn der Stoff so geschichtlich-bedeutungsschwer auf den Protagonisten lastet, treten ihre Darsteller dahinter zurück. Dennoch gibt die lebendige Färbung verschiedener Mundarten den Sprecherszenen eine saftige Rustikaliät. Und holt da Publikum dort ab, wo es ist, nämlich in der Heimat. Zum gelingenden Krakftakt, einen derart umfangreichen Stoff zu bändigen, trägt auch die hölzerne Bühnenkonstruktion von Gesine Mahr bei. Durch viele Türen wandelt sie sich je nach Szenerie von der Scheune zur Trutzburg – und wieder zurück. Am Ende zeigt der jubelnde Zuspruch der gut 700 Zuschauer, dass sie die Verdichtung der Historie auf rund zwei Stunden Spiel und Gesang würdigen. Ohne das vitale Spiel des Ensembles wäre die Geschichte im 16. Jahrhundert stecken geblieben und hätte nicht so farbenprächtig aufblühen können. (Erich Nyffenegger)
Schwäbische Zeitung, 19.05.2025









