Ein Traum von Bäumen
Theater Lindenhof Melchingen meets Bare Theatre Collective London

Hickory hat einen Traum. Sie träumt sie ist in einem Wald. Sie kennt diesen Wald. Und sie fühlt sich geborgen in ihm. Doch dann sind da diese Gestalten. Da ist Ihre Mutter Aspen und ihr Vater Willow und Ihre große Liebe Birch. Die Traumgestalten arbeiten, bewegen sich durch den Wald und begegnen sich, werden zu Bäumen und Waldwesen sie sind ein Teil von ihm. Ausschnitte des Lebens, aber auch des Todes ziehen an ihr vorbei. Der Wald ist bedroht. Von innen und von außen. Ist es ein schöner Traum oder ein Alptraum? Und in welcher Welt wird Hickory erwachen?

Die scheinbar zeitlose Atmosphäre und Macht des Waldes konfrontiert uns mit Fragen nach uns selbst, aber auch nach der Zukunft und den ökologischen und sozialen Verhältnissen unserer Welt. Der Wald ist ein natürlicher Raum und ein fantasievoller Ort voll Geschichten und Träumen, den wir durchqueren, besuchen oder in dem wir uns verirren. Der Wald hat seine eigene uralte Sprache und seine eigenen Gesetze.

Auf humorvolle Weise begegnen sich die Figuren meist im nonverbalen, physischen Spiel. Mal als Organismus miteinander verbunden, mal in direkter Beziehung zueinander, mal ganz auf sich allein gestellt. Alle suchen nach etwas. Alle haben ihre eigene Aufgabe im Gefüge des Waldes. Gleichzeitig ist da die Not die Grenzen des Waldes zu überwinden, einen Weg heraus zu finden. Oder gar weiter in seine Tiefen und ins Dickicht vorzudringen, der Außenwelt zu entfliehen.

Doch der Wald und damit der Raum in dem die Figuren sich befinden ist ein fragiles Gefüge. Und die Bedrohung des Lebensraums wird zu einer unmittelbaren Bedrohung jedes einzelnen. Was kann man tun, wenn es um Leben und Tod geht? Zusammenhalten. Irgendwie weitermachen, miteinander, gegeneinander, sich wieder voneinander lösen und neue Wege finden sich selbst und dem Wald zu begegnen. Der Katastrophe trotzen und bessere Entscheidungen treffen als in der Vergangenheit, denn der Wald kann nur ein Wald sein, solange es Bäume in ihm gibt.

Gemeinsam mit dem Bare Theatre Collective aus London haben sich die Ensemblemitglieder des Theater Lindenhof dem Thema Wald und seinen mannigfaltigen Bedeutungen gewidmet.

Regieteam: Jonny Aubrey-Bentley, Leopold Benedict, Bartel Jespers, Imogen Mackenzie, Anita Pomario und Luca Zahn
Regieassistenz: Csenge Toth
Es spielen: Csenge Toth, Carola Schwelien, Linda Schlepps, Franz Xaver Ott, Bernhard Hurm, Luca Zahn
Premiere: 25. Februar 2022 Verschoben auf Do. 3. März 2022, 20 Uhr

Theater Lindenhof Melchingen meets Bare Theatre Collective London

Das MA Theatre Lab ist ein Kurs für experimentierfreudige Theatermacher*innen an Londons berühmtester Akademie für Darstellende Kunst, der Royal Academy of Dramatic Arts. Hier entstand in einer Projektarbeit das Bare Theatre Collective: Ein Kollektiv sechs junger Künstler*innen aus England, Belgien, Italien und Deutschland, das Kunstproduktion interdisziplinär zwischen Tanz, Musik, Performance und Theater verortet. Mit einem spielerischen, experimentellen und körperlichen Zugang zur Theaterarbeit geht es dem Kollektiv darum die Bühnenästhetik für individuelle Einflüsse aus der Gruppe maximal zu öffnen. So werden verschiedene künstlerische Angebote und Beiträge aller Beteiligten, zum Beispiel Geschriebenes, Tanz, Bewegung und Gesang, zu Bildern und Szenen geformt, aus denen im Probenprozess ein Stück entsteht.
Die Schauspieler*innen des Theater Lindenhof begeben sich zusammen mit dem Bare Theatre Collective, auf eine zweimonatige gemeinsame Forschungsreise. In der Begegnung dieser beiden Gruppen, die zum ersten Mal aufeinandertreffen, wird es um Sprache und die Überwindung von Grenzen gehen. Um ein Spiel mit Visionen aus Kunst, Theater, Literatur und Poesie. Vor allem aber geht es um die Geschichten, die die Spieler*innen selbst zu erzählen haben.


Pressestimmen

  • Expressiv, expressionistisch, viel Bewegung auf der Bühne, kaum Text; sich windende, miteinander ringende, sich umreisende, sich umtanzende Gestalten. Wirkmächtige Bilder, immense Ausdruckskraft der Körpersprache, Regieeinfälle, die in Erinnerung bleiben werden. […]  Auch wenn man sich auf der Suche nach dem roten Faden mitunter allein gelassen fühlt oder sich heillos verirrt glaubt – langweilig ist das Stück keine Minute, im Gegenteil es fesselt den Zuschauer – wenn er bereit ist, sich auf das Dargebotene einzulassen. Es passiert viel auf der Bühne, es herrscht ständig Bewegung, das Stück „fließt“. Matthias Badura  
    Hohenzollerische Zeitung, 5.3.2022
  • Ein Stück mit durchgängiger Handlung sollte man nicht erwarten. Eher ein spielerisch angelegtes, oder besser: aus dem Spiel heraus gewonnenes, bildstarkes und poetisches Gespinst. Wobei sich die Poesie lediglich in zwei, drei Situationen aus den Worten ergibt. […] Es ist schon erstaunlich, wie das Ensemble hier die Sprachen wechselt. Mal Englisch, Deutsch oder Flämisch hört man die Figuren Sprechen. Man ist als Zuschauer, auch durch den Wechsel des Tons, beständig hin- und hergeworfen zwischen den Emotionen. Die Schauspielerinnen und Schauspieler geben an dem Abend alles. Ungewohnt, sie mit verhältnismäßig wenig Wortanteil zu erleben. Dafür ist die Bilderfülle umso größer. Und diese Bilder graben sich tief ins Unterbewusstsein ein. Christoph Ströhle
    Reutlinger Generalanzeiger, 5.3.2022
  • Durch die äußerst gute In-Szene-Setzung von „Wald/Forest“ wurde auch deutlich, wie zerbrechlich Realität sein kann. Insofern ist dieses Werk zudem hoch aktuell. Denn es spiegelt auch jene Fragilität von Wirklichkeit, die – teils unterschwellig – ob der schon Jahre anhaltenden Pandemie präsent ist und gegenwärtig erst recht, weil es nach sehr langer Zeit wieder Krieg in Europa gibt. […] Es ist ein Theaterstück, das zum Nachdenken, aber auch zum Handeln auffordert, über den Klimawandel, den Kosmos Wald und über Tod und Leben“. Willy Beyer
    Schwarzwälder Bote, 7.3.2022