von Lutz Hübner und Sarah Nemitz

Der Sohn von Nele Siebold wurde bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt und liegt seitdem im Koma. Der 17-Jährige rannte unter Drogeneinfluss vor ein Auto. Den Fahrer – den OB Kandidaten Heiko Braubach – trifft keine Schuld, so ist aus den Medien zu erfahren, in denen Polizei- und Gutachterberichte veröffentlicht wurden. Trotzdem meldet sich der Politiker bei der alleinerziehenden Mutter, um ihr seine Unterstützung zuzusichern, und vermutlich auch, um den Vorfall aus den Schlagzeilen zu bringen. Nicht ohne Vorbehalte empfängt die Mutter den Politiker. Sie erklärt Braubach, dass auch ihr Neffe Jerome bei dem Treffen dabei sein werde. Doch er verspätet sich, da er als Paketausfahrer wieder mal Überstunden machen muss. Als es Braubach gerade gelungen ist, Nele von seinen guten Absichten zu überzeugen, trifft Jerome ein und damit nimmt dieser Abend eine radikale Wendung.
Ein spannendes Schauspiel über Politikverdrossenheit, Hate-Speech, die Macht eines gezückten Smartphones, über sich fast ausschließende Perspektiven auf die Wirklichkeit und die Sehnsucht nach einfachen Lösungen.

 

Infos


Es spielen: Es spielen: Luca Zahn, Franz Xaver Ott, Kathrin Kestler
Regie: Claudia Rüll Calame-Rosset
Bühne & Kostüm: Claudia Rüll Calame-Rosset
Musik: Thomas Unruh
Dramaturgie: Georg Kistner
Regieassistenz: Csenge Toth
Bühnen- und Kostümassistenz: Barbara Knupfer
Kampfcoaching: Annette Bauer
Szenenfotos: Richard Becker
Spieldauer ca. 75 Minuten
Aufführungsrechte bei HARTMANN &  STAUFFACHER GmbH Verlag für Bühne, Film und Fernsehen, Köln
  Premiere: 15. Dez. 2021


Pressestimmen

  • Lutz Hübner und Sarah Nemitz haben mit „Furor“ ein packendes Kammerspiel geschrieben, in dem Konflikte eskalieren und das in den Fokus genommene Objekt der eigenen Wut immer größer gefasst wird. Es ist beängstigend zu sehen, wie Franz Xaver Ott als Vertreter des Establishments und Luca Zahn als unterbezahlter Paketbote Jerome einander abchecken, mit Überheblicheit, Missgunst und Verachtung überziehen. Hier reden zwei Männer Tacheles miteinander, kommen Vorurteile auf den Tisch, die den Menschen dahinter fast völlig zum Verschwinden bringen. Thomas Unruhs Musik sorgt subtil für Unbehagen. Regisseurin und Ausstatterin Claudia Rüll Calame-Rosset inszeniert „Furor“ als großartiges Schauspieltheater, erschreckend intensiv und realistisch (…).
    Reutlinger Generalanzeiger, 17.12.201
  • Man ist ein bisschen mitgenommen am Ende von so viel Beziehungskonflikt und Spannung. Das also hat funktioniert in der Umsetzung von Regisseurin Claudia Rüll Calame-Rosset. Zum zweiten punktet das Stück von Lutz Hübner und Sarah Nemitz mit der Aktualität des Stoffs. […] Da sind zum einen die drei Schauspieler, ihre Präsenz. Und die Inszenierung der psychologischen Konflikte. Gerade im Herzstück des Dramas, dem Zweierkonflikt, nachdem die Mutter des überfahrenen Jungen auf Bitten ihres Neffen ihn und den Politiker eine halbe Stunde allein ließ – gelingt viel. Schön die immer wieder durchblitzende Unsicherheit im aggressiven Gebell des Neffen, seine ganze Unreife. Da ist Luca Zahn stark. Die Machtmittel des Neffen sind genau dann erschöpft, als der Politiker – im Tierreich würde man sagen – seine Kehle zum Biss anbietet. Die Tötungshemmung funktioniert auch hier. Wobei sie – wir sind ja beim Menschen – eben auch ein raffinierter finaler Triumph für Braubach ist, der seinem Gegenüber dessen ganze Machlosigkeit zeigt. Es gibt also Gelungenes, Sehenswertes. Und Hörenswertes: Musik, Geräusche, Stimmen, unterschwellig eingespeist (Musik: Thomas Unruh) und beunruhigend. (Peter Ertle)
    Schwäbisches Tagblatt, 18.12.2021