Ein Blick über den Gartenzaun mit viel Musik

„Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben / Wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt“ sprach schon Wilhelm Tell in Schillers Drama. Nachbarschaftsstreitigkeiten bilden den Boden für bodenlose Dramen. Und so springt ein Schauspieler-Quartett auf diese wundervolle Spielwiese und öffnet die Bühne für die Krittler, Streithansel und Gartenzwerge. Sie wagen sich mitten hinein in die Welt der Heckenscheren und hitzigen Zaungespräche, der Sonnenanbeter und Sichtbarrieren, der Feierabendbiere und Hasstiraden, denn: Irgendwer mäht immer irgendwo! Nein, Ruhezeiten werden nicht eingehalten, sondern es wird musiziert und gesungen auf „Nachbar komm raus!“. Ausgerüstet mit Klavier, Gitarre, Saxofon, Trompete, Klarinette, Akkordeon und vielen Ukulelen schmettern die vier Akteure das Lied von der Niedertracht, reißen sich los von der Lindenstraße um auf den Mond zu reisen, bis endlich alle wieder auf dem eigentlich wunderbaren Planet Erde landen um festzustellen: Gute Nachbarschaft sollte hier und jetzt gelingen, denn sie ist auch eine Frage des Überlebens der Menschheit.

Infos


Dauer: 90 Minuten ohne Pause
Es spielen: Hannah Im Hof, Wolfram Karrer, Gerd Plankenhorn, Berthold Biesinger
Konzept: Heiner Kondschak & Ensemble
Inszenierung: Heiner Kondschak
Musikalische Leitung: Wolfram Karrer & Heiner Kondschak
Bühne & Kostüme: Ilona Lenk
Regieassistenz: Jakob Heim
Fotos: Richard Becker
Premiere: 17.11.2018

Pressestimmen

  • „Die Künstler und Musiker Berthold Biesinger, Gerd Plankenhorn, Mona Maria Weiblen und Wolfram Karrer fassen „Nachbarschaft“ 90 Minuten lang in Worte und Töne. Da werden die Nachbarn zur Linken und zur Rechten besungen, die mit denen man kann, und die anderen, mit denen man eben nicht zurechtkommt. Da geht es um Grenzziehungen und Argwohn, ums miesepetrige Beobachten der Nächsten, um Mordgelüste, ausgeborgte Schneeschaufeln oder Bratentöpfe, aber auch um gemeinsame Feiern, Freundschaften, Liebeleien und Toleranz. […] Derlei in schräge Töne und eingängige Liedchen verpackte Querschnitte beherrscht in der Region keiner so gut wie Heiner Kondschak.“ Erika Rapthel-Kieser, 26.11.2018
    Schwarzwälder Bote
  • Regisseur Heiner Kondschak und seine Schauspieler treiben den Streit am Gartenzaun erst auf die schlimmste Spitze und weiten den Blick dann auf die ganze Welt. Die politische Betrachtung hat Platz neben der Dorfsoziologie. (…) Sehr geschickt zeigt dieses Stück immer wieder, wie nahe alles beisammen liegt, wie seltsam widersinnig der Zank doch ist. (…) Der Witz kommt immer wieder um die Ecke, die Musik. Berthold Biesinger, Wolfram Karrer, Gerd Plankenhorn und Mona Maria Weiblen sind mal empört, mal launig, böse, traurig. Musicaldarstellerin Weiblen bezaubert sehr, mit Stimme und komödiantischem Charme. (…) Saxofone, Klarinette, Trompete und Akkordeon jubeln und schreien. Zur Ukulele greifen sie schließlich alle und singen Tom Waits, Hannes Wader und Reinhard Mey. Dass sich das nicht beißt, der Liedermachertext ins Kostüm einer jüngeren Generation passt und auch noch sonst manches nebeneinander steht, was sich fremd ist, beweist: Es kann auch klappen, mit den Nachbarn. Thomas Morawitzky, 19.11.2018
    Reutlinger Generalanzeiger
  • Es gibt so Theaterabende, die sind verhältnismäßig klein, von ihrem Anspruch, der Dauer, dem Genre her. Was fürs Vergnügen, so nebenbei, nicht zu lang. So ein Stück ist „Hallo Nachbar!“ (…) Schon sind wir mitten im Liedgut dieses Abends, das sich von geistlicher Musik über den Chanson, den Schlager bis hin zum gerappten Uppfff Bomm Tschk bewegt, Hauptsache das Thema stimmt in diesem ehrenwerten Haus, der kleine Kneipe, Tür an Tür mit Alice, in der Tomwaitsland eingedeutschten Naaaachbarschaft. (…) Mona Weiblen bläst in ihr Saxophon als wärs der traurig trunkene Mond persönlich. Wie sie die arge Not der Nächte Wand an Wand zum Ex-Lover mit seiner neuen, Ja-Jaa-Jaa-Benjaaaaamin seufzenden Flamme besingt, ist im Nummernranking dieses Abends weit oben. Auf Platz eins aber liegt Gerd Plankenhorns einsamer, nölender Schwabenkauznachbar, zum Steinerweichen komisch, echt und anrührend. (…) Der Abend hat seine melancholischen Seiten, aber eben auch kämpferische, politische Momente. „Nachbarschaft“ heißt da in Zeiten der Migrationsströme plötzlich viel mehr.(…) Das kriegen nicht viele hin. Auch nicht viele der großen, wichtigen Stücke. Und also verneigen wir uns hiermit vor Regisseur Heiner Kondschak und dem Ensemble. Peter Ertle, 20.11.2018
    Schwäbisches Tagblatt