Was geschieht, wenn die Welt, wie man sie kennt, aus den Fugen gerät? Wenn das, was man fühlt, ertastet, erspürt, nicht zu den Bildern passt, die man sieht? Wenn Sehen und Erkennen unvereinbar bleiben?

Molly Sweeney, von frühester Kindheit an blind, erlangt durch eine Augenoperation im Alter von knapp vierzig Jahren ihr Sehvermögen zurück. Von einem Tag auf den anderen kann sie Licht, Farben und Formen wahrnehmen. Doch was zunächst als großes Glück erscheint, wird für sie schon bald zum Alptraum. Molly ist aus ihrer Heimat, der Blindheit, vertrieben und findet in der neuen Welt des Sehens kein Zuhause.

Der irische Autor Brian Friel stellt in seinem Stück, das sich auf eine Fallstudie des bekannten Neurologen Oliver Sacks gründet, die Eindeutigkeit der menschlichen Wahrnehmung in Frage und zeigt ihre Grenzen und Beschränkungen auf. Seine drei Figuren, Molly, ihr Mann Frank und der behandelnde Arzt erzählen jeweils abwechselnd und aus ihrer Sicht einzelne Bruchstücke der Geschichte, wodurch ein packendes Ganzes entsteht.

Infos


Regie & Kostüme: Philipp Becker
Bühne:  Beni Küng

Pressestimmen

  • Mit Videobildern aufgehender Blüten eröffnet Philipp Becker seine ansonsten meist sehr zurückhaltende, den Text und die Schauspieler bewusst in den Vordergrund stellende Inszenierung. Diese Partitur der Erinnerungen wird als Choreographie von Nicht-Blicken dargestellt. Mollys erstes Sehen schließlich wird zu einem überwältigenden Angriff auf die Sinne. Aus dem Dunkel ist sie in ein alles auslöschendes Licht gefallen. Ein tragischer Moment tiefer Erkenntnis: Sehen kann auch das Gegenteil von Verstehen sein.
    NACHTKRITIK.DE
  • Schon von der schauspielerischen Leistung her ist dieses eher ernste und tiefsinnige Stück sehenswert: Die somnambule Molly, der gutmütige Traumtänzer Frank und der heimlich zur Flasche greifende Arzt Dr. Rice sowie einige brillante Regieeinfälle tragen dazu bei, dass die Meditation nicht zu tief gerät und das Stück immer wieder Schwung aufnimmt.
    HOHENZOLLERISCHE ZEITUNG
  • Das Bühnenbild von Beni Küng ist eine nicht nur im Wortsinn glänzende Idee: Molly sitzt in einem Spiegelraum. Irgendwie bricht sich da was von der Welt draußen und doch ist es ihre eigene, abgeschlossene Wirklichkeit. Ein Lese- und Hörstück mit tollem Bühnenbild und spektakulärem Höhepunkt, das ausgehend vom Blinden auch die Welt der Sehenden in Frage stellt.
    SCHWÄBISCHES TAGBLATT
  • Philipp Becker inszeniert das außergewöhnliche Stück mit leisen Tönen, aber großartiger Symbolik. Die drei Schauspieler gestalten ihre Monologe mit kraftvoller Präsenz, präziser Sprache, aber verhaltenen Gesten. Das wird dem Tiefgang des Textes gerecht und gewährt einen subtilen, feinfühligen Blick auf das eigentliche Thema des Stücks: die Kraft der Imagination und die Suche nach dem Glück.
    SCHWARZWÄLDER BOTE
  • Behutsam, mit feinem Humor, eindringlichen Bildern, einem starken Schauspieler-Trio, dabei kein bisschen rührselig, erzählt Regisseur Philipp Becker Brians Friels Fabel von der rastlosen Suche nach Glück. Mit einer ausgefeilten Lichtregie und klug eingesetzten Videosequenzen verstärkt er jede Emotion und hält mühelos die Spannung bis zum dramatischen Finale. Allen drei Darstellern gelingen intensive Psychogramme. Jeder verdrängt, träumt, hofft und bleibt mit seinem Schicksal allein.
    Recklinghäuser Zeitung

Trailer auf Youtube