Weil es das Theater Lindenhof ist…
… wird in den Theaterstücken auch Schwäbisch ‚gschwätzt‘

Von Sophia Wittmann

Hören wir in Theaterstücken am Lindenhof genauer hin, begegnet uns hier und da der schwäbische Dialekt. Doch wie und warum wird in den Theaterstücken eigentlich ‚gschwätzt‘?

Eines vorneweg: Der schwäbische Dialekt wird in den Theaterstücken am Lindenhof ganz bewusst eingesetzt. Mit ihm lassen sich in Württemberg verortete Geschichten lebendig und lebensnah erzählen. Das wird hier an den Hörbeispielen aus dem Stück Global Player – wo mir sind isch vorne deutlich.

Dass der schwäbische Dialekt am Lindenhof auf die Bühne gebracht wird, ist seit der Gründung ein wichtiges Merkmal und wurde 2010 auch in der Stiftungssatzung des Theaters verankert. Einer ihrer Kernpunkte ist die „Untersuchung des Dialekts und seiner Relevanz als wesentliches poetisches Mittel bei der Umsetzung von Stücken.“ Oder, wie Gründungsmitglied Uwe Zellmer es ausdrückt: „Den Dialekt galt es als Poesie zu entdecken, das war eigentlich eines unserer Gründungsanliegen. Zudem kann man im Grunde kein poetisches Volkstheater machen ohne den Dialekt.“ Gegründet in einer Zeit, in der der schwäbische Dialekt nur für Humoristisches zu taugen schien, wollten sie die Sprache ihrer eigenen Lebenswelt wieder zu einem Medium ernsthafter Anliegen machen.

Wie wirkt sich das aus? In den Stücken bereichern dialektale „Zwischen-, Neben und Untertöne“ (Uwe Zellmer) die Ausdruckskraft des Dargestellten um ein Vielfaches. Durch den Einsatz des Dialekts können Gefühle von Verbundenheit zwischen Schauspielenden und Publikum geschaffen werden. Auch lassen sich Emotionen stärker zum Ausdruck bringen. Und es ist möglich, gängige Klischees von ‚der Schwäbin‘ und ‚dem Schwaben‘ nicht nur zu reproduzieren: Differenziert eingesetzt, können verschiedene Varianten des Dialekts viel über die einzelnen Persönlichkeiten aussagen. Dadurch werden ihre ‚schwäbischen Charaktere‘ in den Stücken lebendig. Der Dialekt ist am Lindenhof somit, wie Uwe Zellmer es ausdrückt, „der Humus für das Theater.“

Wie das nun ‚klingt‘, wenn in den Theaterstücken ‚gschwätzt‘ wird, soll anhand dieser Ausschnitte aus dem Theaterstück Global Player – wo mir sind isch vorne erlebbar werden.

Das Theaterstück erzählt eine zeitgenössische ‚Glokalisierungsgeschichte‘ – eine Geschichte, die global verzahnt im Lokalen stattfindet: Die Textilfirma der Familie Bogenschütz mit Sitz auf der schwäbischen Alb muss aufgrund der Globalisierung und der damit verbundenen Konkurrenz Insolvenz anmelden. Ein chinesischer Investor interessiert sich für die Firma. Dies löst innerhalb der Familie Bogenschütz und bei den Angestellten ganz unterschiedliche Reaktionen aus.

Der schwäbische Dialekt, davon sind die Lindenhöfler*innen überzeugt, erlaubt besondere Erzählweisen auf der Bühne. Die erzählte Geschichte wird sprachlich direkter, Emotionen und individuelle Eigenschaften treten stärker zutage. Die im Stück angesprochenen Themen wie Nähe und Ferne, Fremdheit und Vertrautheit, Verschlossenheit und Weltoffenheit werden durch das ‚Schwätzen‘ hör- und fühlbar.