Weil es das Theater Lindenhof ist…
… wird ein Hochzeitskleid nicht nur zum Altar geführt

Von Ira Weirauch

Wie mit Kostümen umgegangen wird oder wann welche Requisiten wie eingesetzt werden, das bestimmt immer die Perspektive: Welche Geschichte soll mit dem Theaterstück erzählt werden? Was erfordert die Inszenierung? Welches Raum- und Zeitkolorit soll wirken? Welche Vorlieben hat die Regie? Viele unterschiedliche Kriterien entscheiden darüber, was das Publikum letztlich auf der Bühne zu sehen bekommt. Und nicht zuletzt spricht natürlich auch das Budget ein gewichtiges Wort mit.

Am Theater Lindenhof existiert keine Formel wie etwa ‚A + B = gelungenes Theaterstück‘. Jedes Mal aufs Neue steht die Frage im Zentrum, wie man „dieses eine Stück mit dem Regisseur und der Bühnenbildnerin und den Schauspielern, an diesem Theater“ zur Aufführung bringt“, beschreibt die Schauspielerin, Regisseurin und Theaterpädagogin Carola Schwelien. Und dabei sind die Dinge unabdingbar. In Form von Kostümen und Requisiten befördern sie das Theaterspiel und unterstreichen den Charakter der einzelnen Rollen. Ebenso sind sie aber auch Teil des Bühnenbildes, das der jeweiligen Szene einen konkreten Ort gibt und die Vorstellungskraft des Publikums anregt.

Bevor Dinge jedoch zu Theaterkostümen oder -requisiten werden, müssen sie zunächst ihren Weg zum Lindenhof finden. Neuangeschafft wird hierbei nur selten. Stattdessen kommt es immer wieder vor, dass Personen an das Theater herantreten, um ihre ausrangierten Dinge dem Theaterfundus anzubieten. Werden Kleidungsstücke einer bestimmten Zeit oder zu einem bestimmten Anlass gesucht, gibt es bisweilen auch Aufrufe in den Tageszeitungen oder dem hauseigenen Newsletter. Sogar Tische, Stühle und andere Möbel finden so bei größeren und aufwändigen Inszenierungen einen neuen Wirkungsort.

Das hier ausgestellte Hochzeitskleid stammt aus dem Kostümfundus des Theaters Lindenhof und kam schon bei den Stücken Die Schutzsuchenden und Aufstieg und Fall einer Firma zum Einsatz. Auch dieses Kleid wurde nicht eigens gekauft, sondern dem Lindenhof gespendet. Unter der Überschrift „Gönnen Sie Ihrem Hochzeitskleid nochmal einen großen Auftritt!“ hatte die Kostüm- und Bühnenbildnerin Claudia Rüll Calame-Rosset in der Zeitung zum Spenden aufgerufen, um über 30 Hochzeitskleider für die Produktion „Die Schutzsuchenden“ zu finden. Das weiße Kleid erlebt so am Theater seinen zweiten Frühling – und kann sich nun noch auf viele weitere große Auftritte auf der Theaterbühne freuen.