Weil es das Theater Lindenhof ist…
…werden Gastschauspielende zu Freunden des Hauses

Von Ines Saidi

Für Schauspielende gibt es an einem Theater verschiedene Beschäftigungsverhältnisse: mit einem festen Engagement oder als Gastschauspielende. Der Lindenhof arbeitet mit zahlreichen Gastschauspielenden – ihren „Gästen“ – zusammen. Diese Gastschauspielenden sind freiberuflich tätig und werden von verschiedenen Theaterhäusern für einzelne Stücke oder Abende unter Vertrag genommen. Auch wenn viele Gäste seit Jahrzehnten an den Lindenhof kommen, so müssen auch sie nach Abschluss einer Produktion immer wieder ihre Koffer packen. Der hier ausgestellte Koffer symbolisiert ein solches befristetes Beschäftigungsverhältnis am Theater Lindenhof.

Die Gäste kommen nur für eine kürzere Zeit und als Selbstständige ans Haus. Dennoch verbinden sie mit dem Lindenhof gemeinsame Erfahrungen und Vorstellungen. Die zeigen sich im Umgang der Gäste mit dem Theater und im Umgang des Theaters mit den Gästen. Und wie wirkt sich dies im Alltag am Theater Lindenhof aus?

Das Theater auf der Schwäbischen Alb ist ein Ort, an dem sich die interviewten Gastschauspielenden wohlfühlen. Seine flachen Hierarchien, die außergewöhnlichen Theaterstücke und die Gesamtatmosphäre machen das Haus zu einem „Wohlfühlhaus“, in dem es „menschlich“, „kollegial“ und „familiär“ zugeht. Eigene Ideen einzubringen ist hier ebenso möglich, wie die schauspielerische Persönlichkeit über die Jahre reifen zu lassen. Wolfram Karrer, seit 30 Jahren immer wieder als Gast in verschiedenen Rollen mit dem Lindenhof verbunden, beschreibt es so: „Ich kenne die Leute sehr gut, es ist ein schöner Rahmen und […] ich habe mit dem Lindenhof einen großen Teil meiner Entwicklung gemacht.“

Auch die gelebte Wertschätzung macht die Zusammenarbeit besonders. Karlheinz Schmitt dazu: „Ich mag sie alle. […] Man hat Anstand, man nimmt sich wahr, man hat Sympathie für einander und geht miteinander in einer wohlwollenden und fördernden Weise um […].“ Für Luca Zahn sind die flachen Hierarchien innerhalb des Hauses wertvoll: „Was am Lindenhof speziell ist, ist, wie sich die Leute untereinander begegnen.“ Der Lindenhof wird von Ronja Schweikert als ein gut organisiertes Haus mit einer positiven Arbeitsatmosphäre wahrgenommen: „Es ist ganz harmonisch und es sind alle super, super nette Kollegen.“

Die Gäste haben einen ‚Sonderstatus‘ am Lindenhof, wie Naemi Walter, Leiterin des künstlerischen Betriebsbüros erzählt: „Das sind so Beispiele wie Kaffeetassen. Hier im Haus lässt man die gerne stehen. Und dann sind’s Simone und ich, die zwei Frauen in der Verwaltung, die immer hinterher räumen. Unseren Festangestellten sagen wir dann schon, die können sie selbst aufräumen. Den Gästen sagst du es jetzt nicht unbedingt.“ Gastfreundschaft im Theater Lindenhof – das ist Freiraum und Inspiration. Das machen selbst so scheinbar nebensächliche Dinge wie ‚stehen gelassene‘ Kaffeetassen sichtbar. Gäste kommen gerne wieder und werden zu Freunden des Hauses.