„Wenn nicht heut, wann dann“ von Franz Xaver Ott erzählt die Geschichte des Bauernkriegs in Süddeutschland. Um fünf Monate Aufstand in knapp zwei Stunden Theater zu fassen, bricht das Theater Lindenhof die Geschehnisse in tableauhafte Szenen auf. Sieben Schwaben stehen sieben Mitgliedern des Schwäbischen Bunds gegenüber. Ein Bild zeigt die theologischen Debatten der Reformatoren, eins die Verhandlung zum Weingartener Vertrag, eins den als „Weinsberger Bluttat“ bekannten Spießrutenlauf des Grafen von Helfenstein. Die „Pfeiferlies“ genannte Chronistin treibt die Geschichte voran, wenn es keine Bilder gibt. Nicht nur sie wirkt wie aus Brechts epischem Theater ausgeliehen. Über weite Strecken wird die Geschichte mehr erzählt als dargestellt. Dafür sind die Zuschauer danach so umfassend über den Bauernkrieg informiert, wie es in zwei Stunden möglich ist. Der begeisterte Beifall des Publikums gilt nicht nur der ambitionierten Aufführung, dem gut recherchierten Stück und der Spielfreude der Darsteller, sondern auch dem Projekt selbst. Die zwölf Memminger Artikel gelten als eine der ersten niedergeschriebenen Forderungen nach Menschen- und Freiheitsrechten in Europa. Trotzdem war der Bauernkrieg bis vor wenigen Jahren in westdeutschen Geschichtsbüchern wenig mehr ist als eine Fußnote – ein Beispiel dafür, dass Geschichte von Herrschenden geschrieben wird. Es ist dem Stück von Franz Xaver Ott zu wünschen, dass es nachdem Bodenseefestival häufig wiederaufgeführt wird, auf Bühnen, in Rathäusern und an Schulen.