Beim Rundgang durch die Bogenhalle bekommen die Zuschauer einen visuellen Vorgeschmack auf den „Aufstieg und Fall einer Firma“, die dann in drei Stunden mit vierzig Komparsen, den Reutlinger Symphonikern und einem mehr als zwanzig Schauspieler umfassenden Ensemble des Theaters Lindenhof grandios in Szene gesetzt wird. Eine gigantische Halle, eine gigantische Zahl an Beteiligten, ein gigantischer Theaterabend. […] Wie das Bühnengeschehen und die Filmszenen nahtlos ineinander übergehen, ist eine der zahlreichen Qualitäten dieses Theaterabends, eines überquellenden Füllhorns an Ideen, Räumen, Figuren. Der Autor Franz Xaver Ott hat mit diesem Stück mehr als eine Firmengeschichte geschrieben. Hier werden auch Hölderlin und Wolfgang Herrendorf zitiert, es treten auf: der Tod in vielerlei Gestalt und drei strickende Schicksalsgöttinnen, das Orchester spielt Ausschnitte einer eigens komponierten Symphonie, und die NS-Ideologie lässt den Bürgermeister zappeln, als sei er in die Fänge von Lord Voldemort geraten. Aber den Lindenhöflern gelingt es mal wieder, Volkstheater im besten Sinne zu machen: Denn das Volk, die Arbeiter, die fast immer gegenwärtig am Drucktisch sind, stehen im Mittelpunkt und bei allen ästhetischen Regiefinessen ist es keine abstrakt-verkopfte, sondern eine sinnliche Inszenierung geworden. […] „Ein Stück Geschichte“ heißt das Drama im Untertitel. Und genau das – wer macht sich wann welches Bild über die Vergangenheit und zu welchem Zweck – wird am End enoch mit einem Cpup in Szene gesetzt: wenn die junge Schauspielerin Isabelle Stauffenberg in einer persönlichen Ansprache ihren Großonkel ins Spiel bringt. Ein brillant gesetzter Stolperstein als Schlusspunkt eines großen Theaterabends. (Dorothee Schöpfer)