„Die Neubearbeitung des österreichischen Autors Ferdinand Schmalz katapultiert Hugo von Hofmannsthals traditioneller gehaltene Fassung des „Jedermann“-Stoffs aus mittelalterlichen Mysterienspielen in den eigentlich abgeschotteten Garten eines finanziell erfolgreichen Geschäftsmanns hinein. Die offene Ansprache des Publikums und anderer Figuren, im fliegenden Wechsel zwischen Formulierungen in erster und dritter Person, auch changierende Gedankengänge und plötzliche Gesinnungswechsel prägen das anderthalbstündige Stück und tragen zur großen Kurzweil bei: Wer den „Jedermann“-Stoff bereits kennt, bekommt auf dem riesigen Holztisch, den das Melchinger Theater Lindenhof auf 820 Metern Höhe zwischen die Überreste der Burg Hohenmelchingen zimmerte, eine recht aufwendig inszenierte Kulturkritik serviert. Archaische Floskeln, hastig vorgebrachte Kritikfragmente am westlichen Finanzsystem, die dann doch im allgemeinen Partytaumel untergehen, den einordnenden Chor der Teuflisch Guten Gesellschaft (Rino Hosennen, Hannah Im Hof, Luca Zahn) – all das führt das Team um Regisseur Hartmut Wickert zu einem zeitgenössischen Kommentar zusammen, dem ein nur selten aussetzender Techno Beat (DJs sind Julia Koch und Samuel Kübler) der Spaßgesellschaft zugrunde liegt. In Inhalt und Form setzt das Lindenhof-Team zum spektakulären Ruinenerlebnis einer möglicherweise ruinösen gesellschaftlichen Entwicklung an.“ (Monica Brana)