„Mensch und Maschine – oder Mensch oder Maschine? Das ist auch eine der Grundfragen im musikalischen Bühnenspiel von Wolfgang Schnitzer und Stefan Hallmayer mit dem Titel „Homo ex Data“, das den dritten Teil einer Trilogie zum derzeitigen Festival „100 Jahre Pausa“ bildet: Wie gelingt es dem Menschen in der Informationsflut den Kopf oben zu behalten und nicht digital unterzugehen? Denker vom Shakespear-Zeitgenossen Francis Bacon bis Julian Nida-Rümelin, dem Philosophen und Kulturstaatsminister im ersten Kabinett Schröder, haben sich dieser Thematik angenommen, die am Ende der Mössinger Aufführung in dem einfachen Satz zusammengefasst wird: Wie wollen wir leben? Wir leben derzeit im beschleunigten Multitasking-Modus, in Mössingen wunderbar sinnverwirrend dargestellt im Original-Referat des 1948 geborgenen, Reymond Kurzweil, US-Autor, Erfinder, Director of Engineering bei Google (…) auf der Bühne der Pausa-Bogenhalle auf genussfördernde acht Minuten gekürzt, vom bewundernswert unermüdlichen Sven Edler am Schlagzeug kommentiert. (…) Assoziationen zuhauf und gehäuft, wenn Wolfgang Schnitzer zu Peter Weibel (ZKM-Karlsruhe-Direktor) „Open Codes“ erzeugt: Akustische Ereignisse auf Röhren, Zimbeln, Flaschen und Spachtel, die sich dank Rechnertechnik zu einem Klangband verbinden. Oder Joachim Gröschel, der mit Bogen gestrichene Vibraphonkläne sphärisch auf Moholy-Nagys erstaunlich prophetische Bauhaus-Schriften treffen lässt. (…) Michael Armingeon gelang es grafisch interessant, die überbordende Informationsflut zu projizieren und zu präsentieren. (…) Intellektuelle Nahrung, verbunden mit fünffacher Sinneswahrnehmung: ein Konzept, welches das rund hundertköpfige Publikum in Mössingen konzentriert, zuweilen auch mit Humor goutierte. Begeisterter Applaus, als Bassist Steffen Hollenweger den Drive zu einer Cool-Improvisation mit Joachim „Lionel“ Gröschel und Sven Edler beisteuerte – echte HI at it’s best. Und großer Beifall am Ende, als die tanzenden künstlichen Nullen und Einsen dem humanen Dauerriff kaum zu folgen vermochten. Eine Stunde Großkunst (…).“ Von Alfred Gloger