Ein Tisch an dem alle beteiligt sind. Auf den alles kommt, was anliegt. Ein Tisch, der heute fehlt. So einem Gemeinschaftsakt galt die Sehnsucht Hölderlins, auch wenn ihm privat und politisch irgendwann so viel zerbrach, dass er den Tisch fortan nur noch in seinem Inneren aufbaute oder auf dem Papier, seine Welt einzig in die Dichtung transzendierte. Auf die es dann auch bei diesem Tischhölderlin immer mehr hinausläuft, bevor am Ende, der Sehnsucht ins Ungebundene folgend, die Segel gesetzt werden. (…) Zum Tisch haben die Lindenhöfler eine Legende geschaffen: Ein Ausschuss tagt. Eine Wiedervorlage wohl. Trägt das? Es trägt zur Unterhaltung bei. Und ist eine Möglichkeit Hölderlins Verse zu rezitieren, rauszuholen aus dem Buch oder einer Dichterlesung, zu beleben in Form eine Schauspiels. Imbedding Hölderlin. Jedes Gedicht von H. eine Gegenwartsdiagnose. Geht das? Überzeugt das? In Hölderlin steckt viel. Mit ihm kann man viel machen, was den Wert des so Gestifteten zwar schmälert, aber zum Leben gehört es, was wir wollen, schreibt Hölderlin, auch was wir Heutigen wollen, und also in Hölderlin finden. (…) Im Prinzip ist dieser Abende eine zum Theaterstück erweiterte Leseprobe, wie da alle Künstler um den Tisch sitzen, dazwischen und in zweiter Reihe die Zuschauer. Und die Schauspieler überlegen, wie man es angehen und was es uns heute noch sagen könnte. (…) Ja es ist lustig zwischendurch. Der intellektuelle Spaß eines Ensembles, das sich die Freiheit nimmt zu spielen, aufzubrechen, wohin es will, ohne Rücksicht auf Popularität, Publikumserwartungen, Haltbarkeit. Aber Hölderlins Verse. Die halten jetzt schon seit 200 Jahren. Und blinken und blitzen in diesem Stück. Mächtigen Goldadern gleich durchziehen sie das Theatergestein dieses Abends, drum rum vier Ritter der Hölderlinschen Tafelrunde, auf der Suche nach dem Gral. (Peter Ertle)