Man ist ein bisschen mitgenommen am Ende von so viel Beziehungskonflikt und Spannung. Das also hat funktioniert in der Umsetzung von Regisseurin Claudia Rüll Calame-Rosset. Zum zweiten punktet das Stück von Lutz Hübner und Sarah Nemitz mit der Aktualität des Stoffs. […] Da sind zum einen die drei Schauspieler, ihre Präsenz. Und die Inszenierung der psychologischen Konflikte. Gerade im Herzstück des Dramas, dem Zweierkonflikt, nachdem die Mutter des überfahrenen Jungen auf Bitten ihres Neffen ihn und den Politiker eine halbe Stunde allein ließ – gelingt viel. Schön die immer wieder durchblitzende Unsicherheit im aggressiven Gebell des Neffen, seine ganze Unreife. Da ist Luca Zahn stark. Die Machtmittel des Neffen sind genau dann erschöpft, als der Politiker – im Tierreich würde man sagen – seine Kehle zum Biss anbietet. Die Tötungshemmung funktioniert auch hier. Wobei sie – wir sind ja beim Menschen – eben auch ein raffinierter finaler Triumph für Braubach ist, der seinem Gegenüber dessen ganze Machlosigkeit zeigt. Es gibt also Gelungenes, Sehenswertes. Und Hörenswertes: Musik, Geräusche, Stimmen, unterschwellig eingespeist (Musik: Thomas Unruh) und beunruhigend. (Peter Ertle)