Es gibt so Theaterabende, die sind verhältnismäßig klein, von ihrem Anspruch, der Dauer, dem Genre her. Was fürs Vergnügen, so nebenbei, nicht zu lang. So ein Stück ist „Hallo Nachbar!“ (…) Schon sind wir mitten im Liedgut dieses Abends, das sich von geistlicher Musik über den Chanson, den Schlager bis hin zum gerappten Uppfff Bomm Tschk bewegt, Hauptsache das Thema stimmt in diesem ehrenwerten Haus, der kleine Kneipe, Tür an Tür mit Alice, in der Tomwaitsland eingedeutschten Naaaachbarschaft. (…) Mona Weiblen bläst in ihr Saxophon als wärs der traurig trunkene Mond persönlich. Wie sie die arge Not der Nächte Wand an Wand zum Ex-Lover mit seiner neuen, Ja-Jaa-Jaa-Benjaaaaamin seufzenden Flamme besingt, ist im Nummernranking dieses Abends weit oben. Auf Platz eins aber liegt Gerd Plankenhorns einsamer, nölender Schwabenkauznachbar, zum Steinerweichen komisch, echt und anrührend. (…) Der Abend hat seine melancholischen Seiten, aber eben auch kämpferische, politische Momente. „Nachbarschaft“ heißt da in Zeiten der Migrationsströme plötzlich viel mehr.(…) Das kriegen nicht viele hin. Auch nicht viele der großen, wichtigen Stücke. Und also verneigen wir uns hiermit vor Regisseur Heiner Kondschak und dem Ensemble.
Peter Ertle, 20.11.2018