Die Lindenhöfler, acht Personen stark, spielen in der Fassung von Christoph Biermeier und Georg Kistner, zugleich Regisseur und Dramaturg. Shakespeares Sprache schält sich freilich überall heraus. Wie schmachtvoll brach läge die Sprache der Liebe, gäbe es diesen Inspirationsquell nicht. Ohne Shakespeare wäre weniger Leidenschaft und weniger Kummer in der Welt. Und weniger Witz. Herzhaft lachen konnten viele der Besucher über die Darbietung, die ihren Anfang nimmt als sich eine muntere Schar zusammenfindet, um anhand einer Anweisungsliste den weiteren Fortgang festzulegen. Die Handwerker, eine Bagage, die vor Lust birst, sich ins Szenenäpfchen zu setzen. Von Verwechslung zu Verwandlung zu hüpfen, von Wehmutswirrsal zum Therapiegespräch. (…)
Die Musik von Thomas Unruh setzt sich passgenau an die Spielerei an, Erhebendes von reiner Sphärenklanglichkeit, fröhlich beschwingte Tanzeinlagen, Volkslieder wie das vom Esel und vom Kuckuck sind eingebaut, dazu komische Pfiffe, wie wenn sie aus der Hupe von Harpo Marx drängen, der Puck lässt sie los. Ein schöner Spaß ist das alles. Das Bühnenbild, das wie die Kostüme Claudia Rüll Calame-Rosset entworfen hat, kommt im Auge des Betrachters gut weg, das rote Ritterturnierhäuschen, die beiden großen Hintergrundbäume, in wechselnden Farben angestrahlt, tun nahtlos mit im Verzauberungswerk, natürliche Nebelschwaden fügen sich ein. Zwei Stunden dauert die spektakulöse Ohrenweide. Viele schöne Stellen bleiben hängen, so, wie sich Thisbe und Pyramus küssen, man freut sich des weiterhin hörbaren schmucken Schmatzes. Merke: „Alles hat ein Ende, bloß der Leberkäs‘ hat vier!“ Es lohnt sich vielleicht, wenn nach der Aufführung der Vorhang fällt, sitzen zu bleiben, um eventuell miterleben zu können, was an weiterer Ausschweifung sich vollzieht. (Jürgen Jonas)