Zu dritt stehen sie auf der Bühne, erzählen und sind unablässig beschäftigt. Den Zuschauern bleibt bis zuletzt ein Rätsel, was sie da tun: Die Hebammen falten Handtücher, umwickeln sie, legen sie ab, überziehen ihre Handtuchpäckchen mit nassem Papier. Konzentriert auf ihre geheimnisvolle Arbeit plaudern sie, geben Anekdoten zum Besten, mal heiter, mal emotional, manchmal verstörend. Klar wird an diesem Abend sehr früh schon, dass das Sprechen über die Arbeit der Hebammen immer ein Sprechen über den weiblichen Körper ist. Ein Körper, der in einer von Männern bestimmten Gesellschaft mit einem Tabu belegt ist. Oder es gibt unausgesprochene Regeln, die vorschreiben, auf welche Weise über diesen Körper zu sprechen sei. Das Theater bricht mit dem Tabu. So wird „Am Ursprung der Welt“ auch zu einem politischen Stück. „Am Ursprung der Welt“ ist ein belehrendes Stück, eines, das aufklären will. Langweilig wird das nicht – denn erstens ist das Thema so faszinieren wie erhellend. Und zweitens ermöglicht es die Technik des Interviews, den Stoff über drei lebhaft dargestellte Charaktere mit vielen Eigenarten zu vermitteln. Linda Schlepps spielt hier eine ganz resolute bodenständige Hebamme. Hannah Im Hof eine, die weit emotionaler, idealistischer auftritt. Rino Hosennen schließlich ist eine Hebamme, die sich in trockenem, sehr schwäbischem Ton ernste Gedanken macht, über Leben und Tod und darüber, wie all das zusammenhängt. (Thomas Morawitzky)