Ein Flugzeug verschwindet, ein Mensch verschwindet: Zwei Geschichten. Helgard Haug erzählt sie nüchtern, sachlich, genau, parallel. Ein Text entsteht, der erfüllt ist von schmerzhaften Resonanzen und der Empfindungen weckt, die über das Sagbare hinausgehen. Da ist ein erschreckendes Mysterium, das die Schlagzeilen beherrschte, und eines, das sich in einem ganz persönlichen, familiären Kreis zutrug. Claudia Rüll Calame-Rosset als Regisseurin in Melchingen hat einen Weg gewählt, der sich von der Uraufführung deutlich absetzt. Rimini Protokoll inszenierten „All right. Good night.“ in Berlin als Konzeptperformance mit einem projizierten, zu großen Teilen verschwiegenen Text. Im Lindenhof wandelt sich das Stück zum Sprechtheater, deklamatorisch auch. Rino Hosennen, Hannah Im Hof, Linda Schlepps und Luca Zahn teilen den Text untereinander auf, schlüpfen nur für Momente in einzelne Rollen; Eine Distanz, der Verzicht auf ein betont schauspielerisches Auftreten, sagt die Regisseurin, sei ihr ein wichtiges Anliegen gewesen – der Text solle bei den Zuschauern eigene Emotionen wachrufen. Und das tut er. Die Bühne, gestaltet ebenfalls von Claudia Rüll Calame-Rosset, gleicht dem Inneren eines Flugzeugs. Draußen, vor den Fenstern, sind manchmal familiäre Szenen zu sehen, leuchtet manchmal die Sonne auf dem Wolkenmeer. Thomas Unruh schuf eine Musik zum Spiel, die ihm mit einfachen Liedern, Glockenspiel, viel von seiner Bedrohlichkeit nimmt, sie dann aber in kurzen Noise-Attacken doch ausbrechen lässt. (Thomas Morawitzky)