Regisseur Philipp Becker und dem Ensemble gelingt im neuen Lindenhof-Stück eine vielschichtige und kritische Annäherung an Friedrich Hölderlin. Nicht einfach, aber anregend. Fragen werden aufgeworfen, die Antworten darauf geben Passagen und Collagen aus Hölderlins Werk. In gewaltigen Worten ging es da bei der Premiere am Samstag vorwärts, was für eine Sprache, welche Schönheit, was hatte der Mann, den viele für geistesgestört hielten, für einen sprachlichen Einfallsreichtum. Man möchte sich da vieles merken, um es selbst einmal in Wort oder Schrift anzubringen. Schwierig ist das allerdings insofern, als bei Hölderlin ein Wortgipfel den anderen überragt, es fällt schwer, etwas festzuhalten, ein Gedankenkosmos eröffnet den nächsten, einen von ihnen wirklich zu betreten bleib beim atemlosen Zuhören keine Zeit. (…) Langweilig wird es in der Aufführung nicht. Dafür sorgen auch die musikalischen Beiträge, das Wechselspiel eines Akkordeons und eines Monochords. Eines der Verdienste der Lindenhof-Aufführung ist es, dass sie ganz bewusst auch auf die Schwachstellen des Hölderlin’schen Werkes aufmerksam macht. (Matthias Badura)