Regisseurin Eva Hosemann hat sich mutig und mit viel Geschick an ein Thema gewagt, das in unserer westlichen Kultur immer noch ein Tabu ist. Zwei ungleiche Schwestern, eindringlich gespielt von Kathrin Kestler und Linda Schlepps haben sich am Sterbebett ihrer Mutter zusammen gefunden. Das großartige, ebenso simple wie höchst symbolische Bühnenbild von Stephan Bruckmeier wird zum Sinnbild der schwierigen Beziehungsbalance zwischen den beiden und des ebenso komplexen wie anfälligen Gefüges innerhalb der Familie.
(…) Da philosophiert Emmanuelle Marie in den Dialogen zweier starker Frauencharaktere über verpasste Chancen, über die Leben, die man nicht gelebt hat, und macht dann doch Mut zu Veränderungen und dazu, neue Wege zu beschreiten, andere Lebensentwürfe zu riskieren. Der Autorin, die 2007 im Alter von 42 Jahren gestorben ist, gelang ein eindringliches, konfrontatives Bühnenwerk, dass die Zuschauer ob seiner starken Bilder und tiefen Emotionalität in den Dialogen in seinen Bann zieht.