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Beverunger Rundschau, 11.11.2024

Woyzeck ist der Urtyp des Sozialdramas. Das macht das Stück bis heute zu einem der meistgespielten Klassiker der Moderne. Dem Theater Lindenhof gelingt es, Woyzeck geschickt in die Gegenwart zu übertragen. Regisseurin Edith Ehrhardt zeichnet das Bild eines sich in Verschwörungstheorien verzettelnden Subjekts, wie es auch auf sich radikalisierende Islamisten oder Rechtsextremisten zutreffen kann. Ein Opfer wird zum Täter und Marie wird von Woyzeck zum Opfer gemacht. Einen großen Anteil am Gelingen der Inszenierung hat Theaterkomponistin Julia Klomfaß, die mit viel Rhythmik und sphärischen Klängen das Drama mit einem spannenden und klanglich fesselnden Soundtrack unterlegt hat. In ihrer komprimierten Inszenierung genügten der Regisseurin drei Schauspielende für die rund ein Dutzend Rollen. Bis auf Marie wurden alle Rollen von allen drei Darstellern alternierend gespielt. Die Entpersonalisierung verlagerte auch den Blick weg von der Person hin auf die Sache und die Verallgemeinerung. Nur Marie blieb als Figur im Fokus.