Die Titelfigur – Woyzeck – ist in Edith Ehrhardts Inszenierung des gleichnamigen Dramenfragments von Georg Büchner am Theater Lindenhof nicht leicht zu fassen. Die ihr zugewiesene gesellschaftliche Rolle aber schon. Rino Hosennen, Hannah Im Hof und Luca Zahn spielen den Part im fliegenden Wechsel, wobei Hannah Im Hof zugleich Woyzecks geliebte Marie verkörpert – und weitere Rollen wie Woyzecks Kameraden Andres oder eine Wissenschaftlerin. Das soll beim Publikum nicht für Verwirrung sorgen – tut es in der Regel auch nicht – , sondern die Lage Woyzecks deutlich machen, die ein Stück weit unabhängig von der Person ist. Jeder und jede, so die Auffassung der Regisseurin kann wie Woyzeck in den Mühlen einer unmenschlichen Ordnung zerrieben werden. Dass nur zwei Schauspieler und eine Schauspielerin hier alle Rollen übernehmen, auch als dreifacher Woyzeck agieren, macht es schwierig, einzelne Figuren im Stück zu dämonisieren. Zu schnell wechseln die Personen auf der Bühne. Umso mehr wird der Blick auf die Gesamtkonstellation, die gesellschaftlichen Missstände gelenkt. […] Als großes Plus der Inszenierung erweist sich das hinreißend agierende junge Schauspielertrio, das aberwitzig schnell und überzeugend zwischen den Rollen switcht. (Christoph Ströhle)