Schauspiel nach Kleist

An den Ufern der Havel lebte, Mitte des sechzehnten Jahrhunderts ein Roßhändler namens Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffensten und zugleich entsetzlichsten Menschen seiner Zeit.“ (Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas)

Die besten Rappen des Pferdehändlers Kohlhaas werden von einem Junker willkürlich einbehalten und aufs Schlimmste zugerichtet. Er selbst wird verhöhnt und sein Knecht brutal zusammengeschlagen. Kohlhaas zieht vor Gericht, doch das Verfahren wird verschleppt. Beim Versuch, dem Landesherrn eine Bittschrift zu überreichen, wird seine Frau Lisbeth attackiert und stirbt. Das ist zu viel. Kohlhaas, dem das Recht alles gilt, kennt ab jetzt keine Grenzen mehr. Er rottet eine Schar Unzufriedener um sich und kämpft mit Waffen gegen den Staat und alle, die diesen Staat stützen.

Die Schauspieler Stefan Hallmayer und Luca Zahn nähern sich Kleists Novelle aus gegensätzlichen Richtungen indem sie den Text aufblättern, diskutieren und dadurch zum Leben erwecken.

Der Diskurs auf der Theaterbühne wird leidenschaftlich und temperamentvoll geführt, weil beide das Handeln Kohlhaas‘ unterschiedlich bewerten und begründen. Die Erzählung erhält so für uns eine Bedeutung, die losgelöst vom historischen Kontext, aktueller nicht sein könnte. In einer Welt, die aus den Fugen gerät, wanken die Akteure zwischen Verständnis für den engagierten und gerechtigkeitsbewussten Rosshändler, als Reaktion auf Willkür und Gleichgültigkeit und Entsetzen über das terroristische Potential des ehemaligen Vorzeigebürgers. Hat er sich hineingeritten oder wurde er hineingeritten?  Bis zum Ende ringen die Akteure vergeblich um Wahrheit und Deutungshoheit und verleihen dem Vorzeigebürger der das Vertrauen in den Staat verliert, diesem den Rücken kehrt und ihn schließlich bekämpft, eine bizarre Faszination.

Antú Romero Nunes ist einer der erfolgreichsten und gefragtesten Nachwuchsregisseure der deutschsprachigen Theaterszene. Im August 2010 wurde er für seine Arbeit „Das Prinzip Meese“ durch die Kritikerumfrage von „Theater heute“ zum Nachwuchsregisseur des Jahres  gewählt. Für seine Regiearbeit beim Stück „Rocco und seine Brüder“ erhielt er im März 2012 den Bremer Kurt-Hübner-Preis. Aktuell ist er Hausregisseur am Berliner Ensemble.

 

 

 

Es spielen:                            Stefan Hallmayer, Luca Zahn

Regie und Bühne:                Antú Romero Nunes

Musik:                                   Johannes Hofmann

Kostüme:                              Maria Abt

Dramaturgie:                        Franz Xaver Ott

Infos

Premiere am 17. September 2010

Regie: Antú Romero Nunes
Musik: Johannes Hofmann
Kostüme: Maria Apt
Dramaturgie: Franz Xaver Ott
Regieassistenz: Aaron Hohberger

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