Wenn hier die Bergarbeiterkapelle auftritt, die Notenblätter nur mit Grubenlampen beleuchtet, ist man als Zuschauer schon  ganz tief drin im Milieu der nordenglischen Kumpels. Die Konzert-im-Theater-Situation macht das Publikum im Regiekonzept von Christoph Biermeier implizit zu Mitspielern. Denn das Publikum, das ist hier die Gesellschaft, bei der die Bergarbeiter mit ihrer Not Gehör suchen. Der Reiz des Stoffs liegt im ständigen Kippen zwischen burleskem Schwank und menschlicher Tragödie. Das ist es, was die Lindenhöfler am besten können. Der Halbrunde, drehbare Bühnenaufbau ist dabei Konzertpodium wie Probenraum, ist Komödienkarussell wie Schicksalsrad. Mona Maria Weiblen bringt als junge Gloria viel Frische in die Aufführung. Weiblen verkörpert das mädchenhafte kess und bläst auch noch ein berückend schönes Solo auf dem Saxofon. Bernhard Hurm ist als alter Bergmannskumpel Danny ein Kapellmeister wie aus dem Bilderbuch: mal skurril und wunderlich, dann wieder tragische Gestalt. Die eigentliche Tragödie vollzieht sich jedoch an  Gerd Plankenhorn als seinem Sohn Phil: vom Vater auf die Musik eingeschworen, von der Frau bedrängt, zerreißt es ihn förmlich. Ihm gelingt eine  ergreifende Balance zwischen Komik und Abgründigkeit. Und das ist die  Botschaft der Geschichte: Im Angesicht der kapitalistischen Zumutungen sitzen alle in einem Boot – oder in einer Kapelle. Dass es in diesem Fall eine durchaus reale Kapelle ist, hat dabei seinen ganz eigenen Charme. (Armin Knauer)