Sollten Sie sich fragen, wann der Lindenhof denn mal wieder eine richtig deftige Volkskomödie rausbringt, dann lautet die Antwort: Jetzt! In „Der verkaufte Großvater“ des Österreichischen Anton Hamik fliegt nur so der Wortwitz, und die Handlung nimmt immer kuriosere Wendungen, weil hier jeder sein eigenes Süppchen kocht. Drei Lindenhof-Altstars in den Rollen der Hauptstreithähne garantieren, dass der österreichische Bauernschwank auch auf Schwäbisch richtig fetzt: Franz Xaver Ott als verschlagener Haslinger-Bauer, Stefan Hallmayer als gutmeinender Kreithofer-Bauer und Berthold Biesinger als nur scheinbar vertrottelter Großvater sind wunderbar dabei anzuschauen, wie jeder den anderen über den Tisch ziehen will. Würze bekommt ihr Platzhirsch-Gerangel jedoch erst durch die herrlich farbigen Nebenfiguren. Sei es Anne-Julia Koller als scharfzüngige Magd Zenz, sei es Carola Schwelien als hochnäsige Haslinger-Gattin, seien es Luca Zahn als heißblütiger Kreithofer-Filius, Rino Hosennen als aufsässiger Knecht oder Hannah Im Hof als selbstbewusste Tochter der Haslingers – sie verkörpern das alles mit Herzblut und auf den Punkt. […] Nicht jeder Volte ist realistisch, und der ganz tiefsinnige Witz ist auch nicht Geschäftsgrundlage. Aber das macht nichts, denn was zieht, ist das unerhörte Timing, das Hamiks Bauernschwank an den Tag legt. Famos, wie das Geschehen volles Karacho auf die Pointen zusteuert. Wie genau im richtigen Moment diese oder jene Bombe platzt. Und plötzlich alles in einem anderen Licht erscheint. Es ist das Verdienst von Franz Xaver Otts Fassung, dass das auch auf Schwäbisch funktioniert. Und ein Verdienst der Schauspieler, dass das Tempo hoch bleibt, der Wortwitz Funken schlägt, die Pointen zünden. (Armin Knauer)